Wie vielleicht bekannt ist, darf man in Deutschland selbst gebackenen Kuchen nicht verkaufen, wenn man keinen Konditormeistertitel hat.
Für mich ist das völlig unverständlich.
Ich sehe es ein, dass das Hantieren mit Lebensmitteln kontrolliert werden muss. Dafür gibt es das Ordnungsamt und sonstige Institutionen, die das auch Vor-Ort überprüfen. Ich hätte nichts dagegen, wenn man verpflichtet wird, Hygiene- und Wie-gehe-ich-mit-Lebensmittel-um-Kurse zu besuchen, wenn man ein Tortengeschäft aufmachen möchte.
Ich sehe es aber nicht ein, dass Fähigkeiten, die man sich durch Kurse oder Selbststudium beigebracht hat, nicht gewerblich vertreiben kann. Bei anderen Hobbys geht das ja auch.
Ich werde nahezu wöchentlich angeschrieben, ob ich eine Torte verkaufen würde, was ich stets verneinen muss. Das bezeugt meiner Meinung nach, dass das Interesse und die Anerkennung bei mir fremden Leuten da ist, von mir Torten zu bekommen, und das obwohl ich keinen Meistertitel habe.
Ich mache mir schon lange Gedanken über dieses Thema und diskutiere das mit meinen Freunden und meiner Familie, da ich es wirklich gerne beruflich machen würde, ich aber keine Lösung sehe in meinem Alter nach einem abgeschlossenen Studium und Jahren im Beruf nochmals eine Lehre zum Konditor anzufangen und einen Meisterbrief zu erlangen.
Für mich stellt das eine Ungerechtigkeit dar, die ich mit folgenden Fragen untermauern möchte:
- Wie kann es sein, dass ich ein Café eröffnen dürfte, in dem die Gäste meine Kuchen essen, ich diesen Kuchen aber nicht verkaufen dürfte, wenn der Gast ihn mit nach Hause nehmen möchte?
- Wieso dürfen in anderen Ländern, u.a. europäische Länder wie Großbritannien oder aber auch in der Schweiz selbstgebackene Torten verkauft werden - auch ohne Meisterbrief? Ebenso sehe ich hier keine Gleichheit vor dem europäischen Gesetz. Ein Engländer dürfte z.B. ein Tortengeschäft in Deutschland aufmachen. Er darf das in England ja auch. Nur ein Deutscher darf das in Deutschland nicht...
- Warum darf an jeder Ecke ein Dönerstand aufgemacht werden? Auch hier geht es um Lebensmittel - für mich mit dem verkauften Fleisch sogar um viel anfälligere. Trotzdem ist das nicht in solchen Ausmaßen reguliert wie bei Torten.
Ich will damit aber auch nicht sagen, dass ich den Beruf und die Ausbildung des Konditors nicht schätze und für sinnvoll empfinde. Ich halte nur den strengen "Schutz" dieser Berufsgruppe für übertrieben.
Ich schreibe das alles, da es am 17.06.15 zu einem Gerichtsprozess kommt, in dem eine hochtalentierte und in Tortenkreisen angesehene Tortedesignerin um ihr und damit wahrscheinlich auch um das Recht vieler anderer Tortenliebhaber kämpft. Hierbei geht es zwar nicht um den Stand des Konditors, aber um einen Teilbereich. Falls sie Recht bekommen würde, wäre das für mich ein Schritt in die richtige Richtung.
Sylvia Zenz hat ein Tortenzubehörgeschäft, gibt seit Jahren Tortendekorationkurse (häufig auch für Konditoren oder den Bäckern der Versuchsküche von Dr. Oetker) und wurde nun auf ein Bußgeld verklagt, weil sie angeblich Schwarzarbeit betreibe und ein Handwerk ohne Handwerksrolle ausübe. Bei ihr ist das aber totaler Irrsinn, da sie die Torten ja nicht selbst backt und "nur" (mit fertig eingekauftem Fondant) Torten dekoriert.
Die genaue Geschichte von Sylvia Zenz könnt ihr in ihrem Beitrag nachlesen: Klick. Wer sie gerne moralisch unterstützen möchte (und damit vielleicht auch ein kleines Zeichen für das Gericht und die Handwerkskammer in Richtung Auflockerung der Vorschriften für die Tortedesigner setzt), kann bei Facebook einer Veranstaltung beitreten: Klick.
In der Fotografie funktioniert es doch auch! Ich wünsche Dir / Euch Unterstützung durch die Rechtsprechung. Deine Torte auf der Silvesterhochzeit war einsame Klasse und mit Sicherheit wäre es ein potentieller Verlust für viele Hochzeitspaare oder Geburtstage (...) wenn Du dein Talent nicht gewerblich nutzen könntest.
AntwortenLöschenDanke lieber Christian,
Löschenschön zu hören, dass auch Leute aus anderen Berufszweigen das unterstützen. =)
Süße Grüße
Katarina